Obamas Sieg - der Sieg im Internet

... oder warum es nicht mehr um eine einzige Website geht

Seit einer Woche wissen wir's: Die USA bekommen einen neuen Präsidenten. Herzlichen Glückwunsch an Barack Obama, dem dieser historische Sieg gelang.

Der Sieg von Obama ist nicht nur eine Zeitenwende gegen Rassismus und Diskriminierung, sondern auch der Sieg des Internets: Gewonnen hat Obama im Web, ohne das Internet und die vielfältigen Möglichkeiten zum Fundraising, Kommunikation, Interaktion und Koordinierung wäre dieser Erfolg nicht denkbar. Denn Obama ist auch der erste, dem es gelang, einen erfolgreichen Wahlkampf mit Online-Spenden zu finanzieren.

600 Mio. Dollar Online-Spenden

Die unvorstellbare Summe von mehr als 600 Mio. US-Dollar standen Obama für seinen Wahlkampf zur Verfügung. Sie kamen in ihrer Mehrzahl nicht wie in den USA üblich von Interessensgruppen, die sich so ihren politischen Einfluss erkaufen, sondern von den vielen Millionen Unterstützern, die Obama zum Sieg getragen haben. Sie hatten so viel Geld gespendet, dass es sich Obama leisten konnte, wenige Tage vor der Wahl zum selben Zeitpunkt zur Primetime in den großen Netzwerken eine dreißigminütige Wahlwerbung zu schalten.

Wie war der Sieg möglich?

Die Antwort findet sich im Web - nicht auf der Website von Obama, sondern auf den Profilen von Obama auf MySpace und Facebook. Auf seiner Facebook-Seite sammeln sich 2,5 Mio. Unterstützer, sein Facebook-Profil kommt auf 850.000 Freunde. Das sind alles Menschen, mit denen Obama schnell Kontakt aufnehmen kann, die seine Botschaften lesen, sich mit Inhalten beteiligen und ihre Unterstützung weiter tragen. Gerade die beiden Seiten ermöglichen es dem Team von Obama integrierte Blogs zu nutzen, Videos und Reden einzustellen und alle Unterstützer zu beteiligen. Auf aktuelle Trends kann so schnell reagiert werden.

Die Blogosphäre

Und dann gibt es noch die Blogosphäre, dieses schwer fassbare Universum aus gegenseitigen Verweisen und Kommentierungen auf vielen, vielen Blogs, die die Botschaften von Obama verbreiten, die kommentieren und so erst für den richtigen Drive der Kampagne sorgen. Blogs und auch die Einträge auf den Profil-Seiten sind vom Kampagnen-Team nicht zu steuern. Es wird von Menschen erbracht, die einen Wahlsieg von Obama wollen, die ihren Teil dazu beitragen, dass Obama auch tatsächlich gewinnt. Und sie sind schneller als alle traditionellen Medien. Freiwillige Arbeit vieler tausend Menschen, die auch bereit sind, nachts zu bloggen und zu kommunizieren, ist kaum bezahlbar.

Die Zukunft des Fundraisings

Was uns die erfolgreiche Kampagne von Obama zeigt, ist nichts weiter als die Zukunft des Fundraisings, des Sozialmarketings und der öffentlichen Kommunikation. Mit der massenweisen Verbreitung des Internets und der vielen Möglichkeiten, sich unproblematisch in einen großen Strom der politischen Kommunikation einzuschalten, entsteht eine neue Bewegung, die von vielen getragen wird. Und die Unterstützer schreiben nicht nur für Obama, sie sammeln auch Geld, rufen Menschen an, um sie zur Wahl zu motivieren oder für ihren Kandidaten zu stimmen.

Vier Trends der Internet-Kommunikation

Deutlich werden in der Obama-Kampagne vier wichtige Trends, die uns alle in Zukunft beeinflussen werden:

Trend 1: Die Demokratisierung der Medien

Es sind nicht mehr die großen Medien und die Journalisten, die den politischen Diskurs bestimmen. Im Internet kann jeder seine Ansichten und Argumente kostengünstig veröffentlichen und ist Teil einer weltweiten Community von Gleichgesinnten oder Andersdenkenden. Man mag diese Demokratisierung begrüßen oder ablehnen, es wird an den Effekten nichts ändern: Eine große Mengen Menschen, die in dieselbe Richtung argumentieren, und sich gegenseitig verstärken, können ein wichtiger kaum zu kontrollierender Machtfaktor werden.

Trend 2: Die Demokratisierung von Philanthropie

Das Beispiel „Obama" zeigt mustergültig, dass viele, viele Kleinspenden durchaus einen großen Effekt haben können. Obama hatte mehr als doppelt so viel Geld wie McCain zur Verfügung. Und da Geld im Wahlkampf eine wichtige Ressource ist, kann Obama seine Botschaften auch gezielter und besser verbreiten.

Trend 3: Die Bedeutung der Einfachheit

Die Kommunikation von Obama war schnell und einfach. Die Botschaften sind kurz und auf dem Punkt. Sie sind immer persönlich und beziehen die Empfänger mit ein.

Und es ist einfach zu reagieren. Kommentare und eigene Beiträge können einfach eingestellt werden. Und die Online-Spende ist ebenfalls einfach und problemlos möglich. Beides Dinge, wo bei vielen Organisationen noch Nachholbedarf besteht.

Trend 4: Internet als Handlungsraum

Das Team von Obama nutzt das Internet nicht nur zu Absetzung von Werbe-Botschaften. Sie schaffen einen Raum, in dem Menschen agieren und miteinander kommunizieren können. Der wichtigste Effekt: Menschen, die agieren, machen sich die Inhalte zu eigen. Je mehr sie sich beteiligen, desto stärker identifizieren sie sich und unterstützen dann auch mit Geld und außerhalb des Internets.

Der Weg in die Zukunft

Was wir in den letzten 12 Monaten gesehen haben, ist ein kleiner Ausschnitt der Zukunft von Fundraising und Philanthropie. Wer davon träumt, auch in vier Jahren noch Menschen zu Weihnachten die Briefkästen mit Spendenappellen füllen zu können, die die Empfänger schon lange nicht mehr haben wollen, könnte eine böse Überraschung erleben. Die derzeitige Debatte über den Datenschutz sollten wir als deutlich Indiz für eine andere Zukunft ernst nehmen und uns endlich auf den Weg in die Zukunft machen.

Dr. Kai Fischer

Sprechen Sie mich gerne an, ich freue mich von Ihnen zu hören!

Publikationen zum Thema

Buch

Mission Based Fundraising

Auch interessant:

Fünf Learnings vom Fundraising-BarCamp

Das Fundraising BarCamp am 20.09.2024 war ein voller Erfolg. Dr. Kai Fischer teilt hier seine Learnings mit Ihnen.

Mehr lesen Fünf Learnings vom Fundraising-BarCamp

Die drei wichtigsten Herausforderungen für die Strategieentwicklung

Strategien und strategisches Handeln sind eine notwendige Basis erfolgreichen Fundraisings. Warum es trotzdem eine Herausforderung sein kann, Strategien zu formulieren, diskutiert Dr. Kai Fischer in seiner Kolumne.

Mehr lesen Die drei wichtigsten Herausforderungen für die Strategieentwicklung

Warum Digitalisierung im Fundraising nicht nur ein technisches Problem ist

Digitalisierung ist nicht nur eine technische und handwerkliche Herausforderung, sondern verändert die Weise, wie wir kommunizieren und handeln. Was das für das Fundraising bedeutet, erfahren Sie in der Kolumne von Dr. Kai Fischer.

Mehr lesen Warum Digitalisierung im Fundraising nicht nur ein technisches Problem ist

Spenderbindung

Mehr

erfahren!

Warum gehen Spender wieder verloren?

Was nutzt es, wenn Sie immer wieder neue Spender/innen gewinnen und diese dann schnell wieder verloren gehen?

Deshalb spielt bei einem nachhaltig erfolgreichen Fundraising die Bindung der Spender/innen eine große Rolle.

Strategie im Fundraising mit Mission Based Consulting

Strategie

Mehr

erfahren!

Grundlage für jeden Erfolg: eine stringente Strategie

Grundlage für jeden Erfolg ist eine stringente Strategie. Wenn Sie wissen, wer Ihnen warum spendet und wie Sie diese Person erreichen können, steht Ihrem Erfolg nichts mehr im Wege.

Die Entwicklung von Fundraising-Strategien spielt in unserer Beratung eine wichtige Rolle.

Neuspendergewinnung mit Mission Based Consulting

Neuspendergewinnung

Mehr

erfahren!

Neuspendergewinnung ist ein zentrales Thema.

Ob Menschen andere Schwerpunkte in ihrem Leben setzen, sich umorientieren oder versterben – es gibt eine Reihe von Gründen, warum sich Menschen entscheiden, nicht mehr zu spenden.

Um die Anzahl der Spenden konstant zu halten, kommt kaum eine Organisation um die Gewinnung neuer Spender/innen herum.

Spenderbindung mit Mission Based Consulting