4 Gründe, warum Ihre Mission driften kann
Eine der häufigsten Szenen, die wir in Nonprofit-Organisationen beobachten haben, laufen etwa folgendermaßen ab: Zehn bis fünfzehn Jahre, nachdem die Gründer die Organisation mit viel Enthusiasmus gestartet haben, macht sie noch eine erfolgreiche Arbeit und sie ist ein wichtiger Player, aber auf die Frage, warum man ihr etwas spenden sollte, fällt den meisten erst einmal nicht allzu viel ein. Warum existieren wir überhaupt? Das ist eine Frage, die gar nicht einfach zu beantworten ist. Aber wie konnte es dazu kommen?
Mission-Drift – die formulierte Mission existiert zwar noch, ist aber im täglichen Handeln nicht immer präsent – ist eine Herausforderung, vor der viele Nonprofit-Organisationen stehen – und die sie bewältigen müssen, wenn sie sich in Zukunft erfolgreich positionieren und Fundraising betreiben wollen. In unserer Beratungs-Praxis sind wir immer wieder auf vier typische Ursachen für diesen Drift gestoßen:
Neue Geldquellen
Nonprofit-Organisationen benötigen Ressourcen, um Projekte und Programme umsetzen zu können. Aber häufig werden die Gelder nicht einfach so gegeben, sondern die Geldgeber haben ebenfalls eine (eigene) Agenda. Da sind die Politiker, die ein soziales Problem als lösungsbedürftig ansehen. Oder ein Stifter möchte sein Geld für einen bestimmten Zweck ausgeben. Im jedem Fall bedeutet dies: Wie können Sie Ihr Anliegen mit dem Ihrer Geldgeber verkoppeln? Nur dann kommen Sie auch in die engere Auswahl und können die Ressourcen erhalten, die Sie benötigen. Aber mit jedem neuen Projekt bekommt Ihre Organisation auch eine neue Ausrichtung: Strukturen ändern sich, Gewichte werden verschoben, die Mission driftet langsam in eine neue Richtung.
Neue Mitarbeiter/innen
Mit jedem neuen Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin, die neu in eine Organisation kommt, verändert sich diese. Jeder bringt eine eigene Sicht auf Probleme und Fragestellungen mit, hat eigene Anliegen und Erfahrungen. Auch dies modelliert und verändert über die Jahre die Mission: Warum gibt es uns und für wen sind wir da, sind Fragen, die Sie immer auch unterschiedlich beantworten können – gerade auch, wenn Sie sich im Wesentlichen einig sind – und eine gemeinsame Problemsicht unterstellen, die gar nicht vorhanden sein muss.
Neue Vorstände
Mit neuen Vorständen beginnt sehr oft auch eine neue Agenda. Nicht nur, dass sie sich von den bisherigen absetzen, viel häufiger beginnt es mit kleinen Korrekturen und etwas anders gelagerten Sichtweisen – etwas, dass viele Organisationen gut tut, da hierdurch Mobilität erzeugt wird und Ihre Organisation sich weiter entwickelt. Häufig wird aber einfach unterstellt, neue Entscheidungen würden immer noch auf geteilten Verständnissen beruhen, ohne dies tatsächlich zu überprüfen. Und so setzt sich eine Organisation langsam in Bewegung und die Mission driftet. Es wird unklar, ob der ursprüngliche Kern immer noch geteilt wird – oder eben auch nicht.
Neue Herausforderungen
Auch neue Herausforderungen führen zur Anpassung an die Umwelt und damit zu einer neuen Sichtweise oder zu neuen Antworten auf neue Probleme. Manchmal kommt es vor, dass sich Probleme auflösen – einfach weil sich die Zeit geändert hat: Während es vor 60 Jahren uneheliche Kinder noch besonders schwer hatten und stigmatisiert wurden, ist dies heute kein Problem mehr. Auch die Akzeptanz von Homosexualität beginnt sich zu wandeln, wenn schwulen Bürgermeister die größten deutschen Städte regieren und der Außenminister seinen Lebenspartner mitnimmt.
Gesellschaftliche Veränderungen bedeuten immer noch, dass Nonprofit-Organisationen hierauf reagieren und ihre Sicht neu justieren müssen. Eine Überarbeitung der Mission ist angezeigt, so dass Sie sich neu aufstellen und sich wieder positionieren können.
Mission-Workshops
Driftet die Mission Ihrer Organisation langsam weg, ist es an der Zeit, innezuhalten und sich über den eigenen Kern wieder zu vergewissern. Hierfür bieten sich Workshop-Formate an, die klären helfen, wo Sie ursprünglich gestartet sind und wohin sich Ihre Organisation bewegt hat. Veränderungen sind normal, diese aber abzubilden und sie sich bewusst zu machen, ist ein erster, wichtiger Schritt, um die eigenen Mission wieder zu aktualisieren und neue Kraft aus ihr schöpfen zu können. Welches Format für Sie das richtige ist, klären wir gern mit Ihnen in einem gemeinsamen Gespräch. Sprechen Sie uns gerne an.
Dr. Kai Fischer
Sprechen Sie mich gerne an, ich freue mich von Ihnen zu hören!
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Mission Based Fundraising
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