Insolvente Pflegeheime – Wobei eine Mission helfen könnte

Vor wenigen Tagen hat eine Nachricht Hamburg aufgeschreckt: Die Pflegeheim-Tochter der Hamburger Caritas ist insolvent. Wie konnte das passieren? Ein Überangebot an Pflegebetten wurde schnell als Ursache ausgemacht. Denn bei einer Auslastung von etwa 80% sind Pflegeheime, die bei einer durchschnittlichen Auslastung von etwa 90% rentabel arbeiten können, nicht kostendeckend zu betreiben.

Überangebot gibt es auf allen Märkten

Leider ist Überangebot ein Merkmal von Märkten oder genauer von Kapitalismus. Überall wo wir hinschauen, herrscht Überangebot: Es gibt unzählige Sorten von Marmelade, die ein Mensch weder überblicken noch kaufen kann. Und die Existenz der Tafeln zeigt eindeutig: Viele essbare Produkte guter Qualität werden täglich vernichtet. Denn die Idee hinter Märkten ist doch: Der Kunde soll sich entscheiden können – und dies kann er nur, wenn es mehr Angebot als Nachfrage gibt. Und die Möglichkeit, sich entscheiden zu können, war doch das Versprechen, als vor einigen Jahren die Versorgung mit Pflegeleistungen über Märkte geregelt worden ist.

Was ist Aufgabe des Managements?

Der Verweis auf das Überangebot ist für das Management entlastend. Schließlich ist man für das Überangebot nicht verantwortlich. Allerdings ist es Aufgabe eines Managements dafür Sorge zu tragen, dass die eigenen Leistungen trotz Überangebot gekauft werden. Hierfür nutzen Unternehmen die vielfältigen Methoden und Prozesse des Marketings: Von der Erforschung von Kundenbedürfnissen und der Erstellung und dem Angebot von Leistungen, die dann auch nachgefragt werden – um die Auslastung und damit die Existenz der Organisation sicherzustellen.

Natürlich ist dies einfacher gesagt als getan. Verwunderlich ist jedoch, dass gerade gemeinnützige Träger wie die Caritas eines ihrer zentralen Ressourcen – ihre Mission – in dieser Situation nicht nutzen. Erklärlich wird dies, wenn man bedenkt, dass „Markt“ Anpassungen und Rationalisierungen und auch Verdichtung von Arbeit bedingt – manchmal auch zum Nachteil von Pflegenden und Pflegebedürftigen, denen eine Rationalisierung und Verdichtung von Arbeit gleichermaßen zu schaffen macht. In so einer Umbruch-Situation scheint dann kein Platz mehr für die Pflege der eigenen Mission zu sein.

Ohne Mission keine Spenden

Liegt hierin nicht ein weiterer Einflussfaktor, der die Insolvenz begünstigt? Ohne den normativen Kern – warum pflegen wir Menschen? – gibt es kaum eine Möglichkeit, von Dritten Spenden zu erhalten. Aktuelle Zahlen aus Thüringen zeigen, dass nur 0,3% der Einnahmen in der Wohlfahrtspflege aus Spenden stammen: Es gibt für Spender kaum ein Argument, einer Organisation, die wie ein Unternehmen agiert, zu spenden. Das entspricht nicht unserer Kultur und Alltagserfahrung, denn Unternehmen finanzieren über ihre Erlöse, nicht über Spenden. Natürlich lassen sich durch Spenden nicht die fehlenden Erlöse ausgleichen. Aber es lassen sich unter Umständen die Ressourcen gewinnen, die benötigt werden, um den Unterschied zu machen – die Investitionen früher oder kostengünstiger tätigen zu können oder Leistungen anbieten zu können, die durch Pflegekassen nicht erstattet werden.

Die Mission ist der Markenkern

Es gibt noch einen weiteren Punkt, an dem die Mission schmerzlich vermisst wird: Mit den Mission stünde den Pflegeeinrichtungen der Markenkern zur Verfügung, auf welchen gerade Organisationen, die auf einem Markt agieren, kaum verzichten können. Eine Marke ist ein Leistungsversprechen – das auch gehalten werden muss – und aufgrund dessen sich Pflegebedürftige und deren Angehörigen für eine Einrichtung entscheiden. Und das ist deutlich mehr als ein Logo und ein Slogan.

Businessplanning als strategisches Werkzeug

Konkretisieren lässt sich dies über ein Mission-Based Businessplanning, welches die Mission und die Zielgruppen in den Mittelpunkt stellt und von hier ausgehend fragt, welche Prozesse mit welchen Kosten zur Umsetzung notwendig sind – und aus welchen Gründen Dritte eventuelle Unterdeckung finanzieren sollten. Erst mit dieser Komplexität, die Unternehmen in dieser Form nicht kennen, können langfristig stabile und gut ausgestattete Pflegeeinrichtungen aufgebaut werden, die sich auch gegen die kommerzielle Konkurrenz und einem Überangebot durchsetzen.

Welche Aspekte der Businessplanning umfasst, haben wir für Sie in einem White Paper zusammengestellt. Dies können Sie hier kostenlos herunterladen.

Quellen 

http://www.abendblatt.de/hamburg/article125647009/Fuenf-Hamburger-Caritas-Heime-sind-insolvent.html

http://lag-fw-nds.de/fileadmin/pictures/Dokumente/Broschuere_Sozialwirtschaft.pdf

 

Dr. Kai Fischer

Sprechen Sie mich gerne an, ich freue mich von Ihnen zu hören!

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