5 Punkte, in denen sich Investor/innen von Förder/innen unterscheiden

Seit einigen Jahren sind auch in Deutschland Social Investors aktiv. Die Idee des Social Investings stammt aus den USA. Ursprünglich haben zu Vermögen und Reichtum gekommene Internetunternehmer, die ihre Firmen verkauft haben, Teile ihres Vermögens genutzt, um in Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen zu investieren. Mittlerweile verstehen sich nicht nur Internet-Milliardäre als Social Investors. Auch größere Stiftungen haben sich diesen Ansatz zu eigen gemacht und treten als Investoren auf.

Wollen Sie sie als Partner gewinnen und von ihren Investments profitieren, dann müssen Sie die Unterschiede in deren Verhalten kennen. In den folgenden 5 Punkten liegen die größten Unterschiede:

1. Social Investors haben eine eigene Agenda und Mission

Social Investors treten an, um die Welt ein Stück besser zu machen. Sie entscheiden in der Regel, wo sie die größten Missstände sehen, die sie mit ihren Ressourcen beseitigen oder deren Folgen sie zumindest lindern wollen. In Der Regel suchen sie Nonprofit-Organisationen, Stiftungen oder Sozialunternehmen, die für sie die Projekte und Programme auflegen und umsetzen, um ihre Mission zu verwirklichen. Hierfür stellen sie dann die notwendigen Mittel zur Verfügung.

Damit geht es weniger um Ihre Mission. Diese ist für Investoren sekundär. Wenn die Projekte und Programme in die eigene Mission passen, wird gefördert. Wie sich dies zur Mission Ihrer Organisation verhält, ist Ihre Herausforderung und interessiert die meisten Investoren wenig. Ihre Förder/innen hingegen geben, weil sie Ihre Mission und Ihre Ziele teilen und man gemeinsam etwas erreichen möchte. Investoren teilen mit Ihnen eventuell Ziele, aber in der Regel selten die Mission und damit auch nicht zugrundeliegenden Werte.

2. Fokus auf Wirksamkeit

Investor/innen fragen nach Impact und Outcome. Sie wollen ihr Geld in die Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen investieren, die versprechen eine möglichst große Wirkung zu erzielen. Dadurch gelingt es, mit begrenzten Mittel ein optimales Ergebnis zu erreichen und damit aus dem Geld das Beste zu machen. Deshalb legen Investoren wert auf Berichterstattung, Businesspläne und einen effizienten Umgang mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen.

Wirkung ist vielen Förder/innen weniger wichtig. Sie geben, weil sie emotional involviert sind. Sie teilen Werte und Ziele und wollen, dass diese Werte und Ziele verwirklicht werden. Ob es dabei immer effizient und effektiv zugeht, wird weniger kontrolliert. Wichtiger sind die Beziehungen, die mit dem Geben aufgebaut werden.

3. Endlichkeit der Förderung

Investoren wollen, dass sich Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen irgendwann selbst tragen und unabhängig von ihrer Förderung existieren und Einnahmen haben. Ist dies geschafft, ziehen sie sich wieder zurück und investieren ihre Mittel in eine andere Organisation, einen anderen Zweck oder in eine andere Herausforderung.

Die prinzipielle Endlichkeit der Förderung bedeutet für Sie, dass Sie rechtzeitig andere Einnahmequellen aufbauen müssen. Dies ist leichter gesagt als getan, da viele Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen zuerst um ihre Mission kümmern und entsprechende Leistungen aufbauen und in Projekten und Programmen umsetzen. Der Aufbau einer Einnahmestruktur erscheint – zumindest solange Ressourcen gegeben werden – weniger relevant und wird gern bei Überlastung zurückgestellt. Dies schlägt jedoch dann zurück, wenn Investoren ankündigen, sich endgültig zurückziehen zu wollen. Häufig isst es dann nur unter großen Mühen möglich, entsprechende Strukturen aufzubauen.

4. Controlling und Evaluationen sind essentiell

Damit sie sich wieder zurückziehen können, ist für Investoren Controlling essentiell. Sie fordern eine entsprechende Planung, wie Organisationen oder einzelne Projekte bzw. Programme aufgebaut werden sollen, welche Schritte hierfür notwendig sind und welche Ressourcen hierfür benötigt werden. Wenn Sie mit der Umsetzung begonnen haben, dient Ihre Planung der Kontrolle. Durch den Soll-Ist-Abgleich können Abweichungen festgestellt werden. Diese sind dann immer wieder zu begründen und der Planungsprozess ist anzupassen. So behalten Investoren den Überblick, ob Sie die versprochene Wirkung auch mit den kalkulierten Ressourcen erreichen können.

Förder/innen interessieren sich deutlich weniger für Zahlen und Abweichungen. Für die meisten von ihnen sind Geschichten, die am Beispiel illustrieren, welche Wirkung mit ihren Spenden erzielt werden konnte, wichtiger. Sie erfahren in der Geschichte, wie sich das Leben von Menschen verändert und welchen Beitrag sie hierzu geleistet haben.

5. Sie investieren in Organisationen

Social Investors geben nicht nur für die Umsetzung von Projekten und Programmen. Vielfach sind sie die einzigen Geber/innen, die Geld zum Aufbau von Strukturen, Abläufen und Infrastruktur geben. Da Investor/innen Wirkungen erzielen wollen, wissen sie, dass Sie diese nur dann erzielen können, wenn Sie über eine entsprechende Struktur, Abläufe und Infrastruktur verfügen. Das kann bedeuten, dass sie Stellen oder Beratungen finanzieren oder sich an Bauprojekten beteiligen. Am Ende ist für Social Investoren von Interesse, dass Sie die versprochenen Wirkungen auch erzielen können.

Fazit

Mit Social Investoren ist auch in Deutschland in den letzten zehn Jahren eine Gruppe von Finanziers aufgetreten, die ganz eigene Ansprüche an die Kooperation mit Organisationen, Stiftungen und Sozialunternehmen stellt. Mit ihrem Fokus auf Wirkung und Endlichkeit der Förderung ermöglichen sie auf der einen Seite den Aufbau von Strukturen, Abläufen und Infrastruktur. Auf der anderen Seite legen sie auch Wert darauf, dass die zugesagten Wirkungen auch erzielt werden. Gelingt dies nicht, ziehen sich Investoren schneller zurück und investieren eher in eine andere Organisation, die eine besseres Verhältnis von Wirkung und Kosten verspricht. In der Logik von Investoren ist eine Treue zu den Geförderten nicht angelegt (und hindert sie auch eher an der Umsetzung ihrer Idee). Sie sind ihrer eigenen Mission verpflichtet und nicht den von ihnen geförderten Organisationen. Sich hierauf einzustellen und zu verstehen, weiche institutionellen Geber als Förderer bzw. Investor auftritt, ist eine der neuen Herausforderungen im Fundraising.

 

Eine nachhaltig finanzierte Zivilgesellschaft, die die Welt ein Stück besser macht und ohne Ausbeutung und Selbstausbeutung auskommt, ist die Mission von Dr. Kai Fischer. Deshalb beschäftigt er sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Aufbau langfristiger Beziehungen zu Förder/innen und bietet hierfür Strategie-Beratungen, Inhouse-Workshops und Seminare an.

 

Dr. Kai Fischer

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